Lange hatte Johann Sebastian Bachs Die Kunst der Fuge primär den Nimbus des Opus ultimum, des letzten Werkes. Man schätzte es mehr als beispielhaftes Kompendium für die Fugenkomposition denn als Musik, die auch gehört und interpretiert werden will. An diesem Mythos und dieser etwas einseitigen Sicht hatte Carl Philipp Emanuel Bach wesentlichen Anteil, indem er die Legen- de vom Tod seines Vaters während der Arbeit an diesem Werk überlieferte. Peter Waldner tritt am Cembalo den Beweis an, dass Die Kunst der Fuge bei aller überwältigen- den kontrapunktischen Kunstfertigkeit von erstaunlichem Abwechslungsreichtum, tiefer Emotionalität und heiterer Spielfreude geprägt ist. Dieses besondere Konzert wird allein durch seinen Aufführungsort zum Ereignis: Das Sommerhaus des Haller Damenstiftes mit seinen herrlichen Fresken von Caspar Waldmann, die im Lauf der Jahrhunderte nichts von ihrer Farbigkeit und Frische eingebüßt haben, ist einer der schönsten Barockbauten in Tirol.