Vielleicht kennen Sie David Abulafias Buch-Bestseller Das Mittelmeer: Der englische Historiker bietet nicht weniger als die Biographie eines Meeres, von dem als Kulturraum mit jahrtausendealter Tradition eine ungeheure Faszination ausstrahlt. In gewisser Weise wandeln die türkische Sängerin Nihan Devecioglu, die deutsche Gambistin Friedrike Heumann und der katalanische Lautenist Xavier Diáz-Latorre auf Abulafias Spuren, indem sie das Mittelmeer als Sehnsuchtsort und Projektionsfläche für Mythen und nostalgische Gefühle definieren. In ihrem Programm überwinden sie vermeintliche musikalische Barrieren, interpretieren traditionelle sephardische Romanzen, armenische Liebeslieder und libanesische geistliche Gesänge ebenso wie expressive Motetten und improvisatorisch freie Instrumentalmusik des italienischen Frühbarocks. Diese vermeintlichen Gegensätze lassen sich wunderbar überwinden; gemeinsam ist all dieser Musik eine mediterrane Grundstimmung, die von Sehnsucht und Leidenschaft getragen ist. Das internationale Musikertrio sucht nach Konstanten eines kollektiven mediterranen Bewusstseins, zu dessen Traumata etwa die Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen 1453 gehört. Schwingt deshalb so häufig eine tiefe Melancholie mit, eine Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies?
Mit Unterstützung der Tiroler Wasserkraft AG
19.15 Uhr: Einführungsgespräch mit den Musikern
Nihan Devecioglu – Gesang
Friederike Heumann – Viola da gamba & Lirone
Xavier Díaz-Latorre – Theorbe & Barockgitarre